Nahaufnahme der Ortsfelder von Altiplano

Altiplano

Das Leben in den Anden ist hart und beschwerlich, als Brettspiel aber überraschend unterhaltsam. Es gilt Alapakas zu züchten, Fische zu fangen und erfolgreich auf dem Markt zu handeln, um für schlechte Zeiten vorzusorgen.

Mit Aliplano greift Autor Reiner Stockhausen auf einige Mechanismen zurück die bereits seinen Titel Orléans preisverdächtig machten. Neben einem interessanten Thema bringt das Spiel aber auch zahlreiche neue Feinheiten mit sich, die in Summe zu einem abwechslungsreichen Spiel führen. Warum wir uns nicht in endlosen strategieschelifen verheddern, wollen wir euch hier darlegen.

Wo sich Fisch und Alpaca gute Nacht sagen

Wie einleitend bereits verkürzt erwähnt befinden wir uns auf der Hochebene am Titicacasee in den südamerikanischen Anden. Ob das Spiel in einer bestimmten Epoche angesiedelt ist, ist eigentlich irrelevant, denn auf den Dörfern scheinen die Uhren stehen geblieben zu sein. Im Spiel bedeutet das, wir versuchen uns möglichst viele Vorräte anzulegen und dafür die wenigen Resourcen wie Fische, Holz und Erz möglichst ertragreich zu tauschen, weiter zu verarbeiten oder zu handeln. Und natürlich züchten wir auch Alpakas und weben farbenfrohe Aguayo-Stoffe.

Wie spielt man Altiplano?

Aufbau des Brettspiels Altiplano
Grundlegender Aufbau von Altiplano: Die Orte werden im Kreis ausgelegt und mit Waren und Münzen bestückt. Jeder Spieler erhält ein Aktionstableau ein Lager, einen Beutel und eine Kiste. Außerdem eine Punkteübersicht und eine Rollenkarte.

Der zugrunde liegende Mechanismus wird liebevoll Bag Building genannt, in Anlehnung an bekannte Deck-Building-Spiele, wie z.B. Dominion. Jede Runde beginnt damit, dass ihr eine gewisse Anzahl an Plättchen aus eurem eigenen Beutel zieht, diese auf eurem Aktions-Tableau „verplant“ und schließlich der Reihe nach Aktionen ausführt. Dabei müsst ihr aber auch noch eure Spielfigur von einem Ort der Hochebene zum nächsten ziehen, da jede Aktion einem dieser Orte zugewiesen ist. Danach gibt es noch eine kurze Aufräumphase und schon kann das ganze von vorn losgehen. Euren Beutel „baut“ ihr dabei individuell zusammen, indem ihr mit den zur Verfügung stehenden Warenplättchen Aktionen ausführt, die neue Warenplättchen produzieren. Verbrauchte und produzierte Waren kommen dabei in eure eigene Sammelkiste, aus der euer Beutel nachgefüllt wird, sobald ihr beim Nachziehen merkt, dass dieser leer ist.

Auf den ersten Blick stehen euch zahlreiche Möglichkeiten offen, da zu Spielbeginn alle Waren auf den passenden Orten verteilt sind. So kann man auf der Farm offensichtlich Alpakas züchten, von denen man Wolle bekommen und diese schließlich zu Stoffen verarbeiten kann. Am Berg kann man nicht nur Steine sammeln, sondern auch noch Erz schürfen und dieses zu Silber schmelzen. Allerdings gibt es am Anfang auf dem Berg-Abschnitt eures Aktions-Tableaus nur die Möglichkeit Nahrung einzusetzen, um einen Stein zu sammeln. Auf dem Farm-Abschnitt könntet ihr immerhin Wolle und Stoff herstellen, allerdings könnt ihr dort nur als dritte Option ein Alpaka einsetzen, um Nahrung zu erhalten. Nicht umgekehrt.

Die Lösung liegt darin möglichst bald eure Waren zum Markt zu bringen und dort gegen Münzen zu verkaufen. Was Neulingen nicht unbedingt einleuchtet: auch „verkaufte“ Waren landen wieder in eurer Kiste, die Münzen erhaltet ihr trotzdem. Münzen haben eine ganz und gar nicht runde Form und landen weder in eurer Kiste noch in eurem Beutel. Dafür müsst ihr sie jedes Mal, wenn ihr sie ausgebt auch tatsächlich abgeben. Mit diesen könnt ihr euch Ausbauten für euer Tableau kaufen, mit denen neue Aktionsmöglichkeiten oder später auch zusätzliche spielverändernde und oft -entscheidende Effekte dazu kommen. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit Alpakas oder Fische zu züchten, Erz zu schürfen oder zu ertauschen oder auch verschiedene Waren gegen Geld zu erwerben.

Markttableau und Aubauten von Altiplano
Am Markt könnt ihr nicht nur Waren verkaufen oder Aufträge annehmen und erfüllen. Hier gibt es auch die wertvollen Ausbauten zu erstehen.

Eine dieser Ausbauten besitzt jeder Spieler im Grunde schon zu Beginn des Spiels. Ein Rollenkärtchen gibt zum einen eine solche spezielle Aktion, aber auch die Startressourcen vor. Somit ergibt sich eine asymmetrische Ausgangslage, die auch eine erste Strategie vorgeben könnte. Wervon Anfang an ein Alpaka besitzt, spezialisiert sich in der Regel darauf Wolle und Stoff zu produzieren.

Wie bereits erwähnt sind die Aktionen auf verschiedene Orte verteilt, die für jede Partie zufällig im Kreis ausgelegt werden. Zu Beginn des Spiels verfügt jeder Spieler über einen Karren, der es ihm erlaubt bis zu drei Schritte weit zu gehen und damit jeden der sechs anderen Orte, insgesamt gibt es sieben, zu erreichen. Diese Bewegung ist keine gesonderte Aktion, daher kann man am Zielort noch eine Aktion ausführen, oder (eher selten) sich auch nach der Aktion noch bewegen. Für weitere Bewegungen, um mehr Aktionen an weiteren Orten auszuführen, müssen stets Nahrungsplättchen eingeplant und verbraucht werden. Mit diesen kann man sich aber nur einen einzelnen Ort weiterbewegen, bis man weitere Karren erworben hat.

Am Anfang des Spiels kann jeder Spieler maximal vier Plättchen aus seinem Beutel ziehen. Die sogenannten Planungsfelder eures Tableaus bilden dabei sozusagen eure Kartenhand. Liegen dort noch „unverplante“ Plättchen aus der Vorrunde, dürft ihr nur entsprechend weniger neue dazu ziehen. Plättchen auf den Aktionsfeldern zählen nicht mit, ihr habt vor dem Ziehen aber immer die Möglichkeit diese zurück auf die Planungsfelder zu legen, um sie eventuell auf andere Aktionen zu verplanen. Auch dann zählen sie natürlich wieder mit. Wenn ihr euch während des Spiels am Straßenbau betätigt bekommt ihr als Belohnung zusätzliche Planung Felder freigeschaltet und könnt so bis zu acht dieser Felder freischalten. Ein Vorteil der auf keinen Fall zu vernachlässigen ist.

Die drei Kartensorten in Altiplano: Boote, Häuser und Aufträge.
Wie auch Waren bringen auch die Karten Punkte. Boote geben darüber hinaus noch ein Warenplättchen, Häuser Bonuspunkte für eine bestimmte Ware. Aufträge sind besonders lukrativ, aber die Waren, die ihr ablegt, zählen am Ende nicht mehr mit.

Letztlich gibt es natürlich auch noch Punkte in Altiplano. Viele der Warenplättchen, sind selbst Punkte Wert. Darüber hinaus gibt es noch Häuser und Boote zu bauen. Häuser geben, neben ihrem eigenen Punktewert, einer Warensorte einen Bonus von einem Punkt pro Plättchen, während Boote euch ein einzelnes bestimmtes Plättchen geben. Das kann auch ein ansonsten sehr schwierig zu bekommendes Plättchen sein. Aufträge könnt ihr am Markt kaufen beziehungsweise annehmen und dort auch die Warenplättchen zur Erfüllung desselben abgeben beziehungsweise auf die Auftragskarte legen. Bei den verlockenden Punktzahlen sollte man allerdings bedenken, dass die Waren, die man auf den Aufträgen ablegt am Ende nicht mehr gezählt werden, sondern bereits mit diesem Punktewert abgegolten sind. Außerdem bringt jeder erfüllte Auftrag Mais, der sonst auch noch beim Bau der Straße vergeben wird.

Lagertableau von Altiplano
Durch das Einlagern von Waren könnt ihr viele Punkte sammeln.

Mais nimmt eine Sonderstellung im Spiel ein. Die Plättchen sind quadratisch und kommen somit auch nicht in euren Beutel, sondern wird in der Regel direkt eingelagert. Ein zusätzliches Tableau stellt eurer Lager dar. In jedem dieser Regale finden drei oder vier Warenplättchen platz. Mit einer Aktion im Dorf könnt ihr Warenplättchen dort einlagern, wobei jedes Regal immer mit einer einzigen Sorte belegt werden. Somit kommen unterschiedliche Waren immer in „höhere“ Regale, Waren, die ihr zuvor schon eingelagert habt, füllen zunächst bestehende Reihen auf. Mais könnt ihr aber auch in andere bestehende Reihen als Joker einlagern. Einzig wenn ihr eine Reihe mit Mais beginnt, müsst ihr diese auch mit Mais füllen. Umso höher das Regal, desto mehr Punkte könnt ihr am Ende dafür bekommen, falls ihr es schafft die Reihe auch zu füllen.

Auch das schönste Sammelspiel muss mal ein Ende finden. Eine der Endbedingungen für Altiplano besteht darin, dass alle Waren und Karten eines Ortes aufgebraucht wurden. Eine andere darin, dass das Ausbautableau nicht mehr aufgefüllt werden kann. Da die Ausbauten in jeder Aufräumphase aufgefüllt werden – falls kein Ausbau gekauft wurde wird einer abgeworfen – ist die Partie immer spätestens nach einer absehbaren Anzahl an Runden zu Ende. Nachdem die Bedingung erfüllt ist, wird auch noch eine finale Runde gespielt, in der man noch die letzten Punkte nach Hause holen kann.

Wie war der erste Eindruck?

In meiner ersten Runde hatte ich deutlich unterschätzt wie wichtig der Straßenbau ist und habe bis zum Ende versucht diesen Fehler auszugleichen. Der Großteil der Punktedifferenz stammte jedoch trotzdem daher, dass mein Mitspieler zum Spielende noch einige Waren einlagern konnte. In meiner zweiten Partie hatte ich eigentlich versucht mich mehr auf die Straße zu konzentrieren, gleichzeitig wollte ich aber auch den Mais nicht komplett verschwenden und ja auch noch einige Ausbauten ergattern, was dazu führte, dass ich bei einer der wenigen Gelegenheiten gleich zwei Holz und zwei Stein zur Verfügung hatte und dann dummerweise erstmal in ein Haus und ein Boot investierte… ob das so klug war?

Fazit

Obwohl ich scheinbar immer noch nicht verstanden habe, wie man Altiplano nun eigentlich spielt, habe ich doch jedes Mal unheimlich Spaß daran. Mich persönlich laden die bunten Plättchen einfach ein herum zu probieren, anstatt nach der einen wahren Optimierungsstrategie zu suchen. Wenn ich sehe, dass ich mit meiner aktuellen Hand einige Aktionen kombinieren kann, suche ich nicht lange nach Alternativen, insbesondere, wenn sie zu meinem nächsten Ziel passen. Insgesamt ein sehr lustiges komplexes Spiel…, wenn da nicht immer die Angst wäre, mit den Ausbauplättchen auch Möglichkeiten zu verpassen. Vielleicht schaffe ich es ja nächstes Mal auf eine Warensorte zu verzichten.

Was ist überhaupt drin in der Box

  • 7 Ortsplättchen
  • 5 Spielermarker
  • 5 Spielerfiguren
  • 5 Kisten
  • 5 Stoffbeutel
  • 5 Aktionstableaus
  • 5 Lagerhäuser
  • 5 SP-Übersichtsplättchen
  • 7 Rollenkarten
  • 1 Startspieler-Figur
  • 1 Ausbauleiste
  • 28 Ausbauten
  • 50 Münzen
  • 209 Warenplättchen
  • 56 Spielkarten
  • 1 Wertungsblock

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